Die Piste ist frei, die Temperatur optimal, das Meer noch warm genug zum Baden: Im Herbst können Radsportler auf Mallorca richtig durchstarten.
Dass die blühenden Mandelbäume im Januar und Februar einfach märchenhaft aussehen und dass Profis wie Erik Zabel und Jan Ullrich ihre ersten Trainingskilometer für den Saisonstart auf Mallorca sammeln, weiß inzwischen so gut wie jeder deutsche Biker. Entweder er war selbst mal dort oder er hat mindestens eine der zahlreichen Reportagen darüber gelesen. 90 Prozent der jährlich rund 80.000 deutschen Radtouristen kommen zwischen Februar und Mai.
Dass die Insel von September bis in den November hinein auch ein Velomekka ist, erwähnen Journalisten meist nur beiläufig. So können Insider das Saison-Finale ganz ungestört auskosten: Wenn in Deutschland die Blätter von den Bäumen fallen, tanken sie auf Mallorca noch mal ordentlich Sonne und treten kräftig in die Pedale.
Vorteile gegenüber der Frühlings-Saison: Es ist durchschnittlich fünf Grad wärmer, die Tage sind länger und die Temperatur des Meerwassers erreicht im Herbst ihren höchsten Stand. Vom Fahrradsattel kann man nach einer anstrengenden Tagesetappe gleich in die Wellen springen und am Strand relaxen! Anders als im März und April müssen sich Gipfelstürmer in der Herbstsaison auch nicht auf starke Wetterumschwünge gefasst machen.
Da sich diese vielen Pluspunkte offensichtlich noch nicht so herumgesprochen haben, ergibt sich ein weiterer entscheidender Pluspunkt: Die Situation auf Mallorcas Straßen ist so entspannt wie nie! Im Frühjahr starten morgens oft mehrere hundert Radler gleichzeitig von bekannten Sporthotels. Dazu gesellen sich noch jede Menge Mietwagen, in denen Urlauber die Insel erkunden. Gerade auf den ersten zehn Kilometern ein Chaos! Die wenigen Herbst-Radler haben Mallorcas Pisten dagegen fast für sich allein und erleben die Insel besonders ursprünglich.
Tipp: Ende September feiert das malerische Weinörtchen Binissalem jedes Jahr ausgiebig die Weinlese (Vermada). Radsportler, die zu dieser Zeit auf der Insel sind, sollten sich unbedingt einen Abend für das Weinfest freihalten! Neben Weinproben, Tanz und Folklore gibt’s das traditionelle Gericht „fideus de vermar“, ein köstlicher Nudel-Lamm-Topf. Wer’s nicht zu einer der Veranstaltungen schafft, lässt auf alle Fälle mal den Tag mit einem Glas jungen mallorquinischen Wein ausklingen – zum Beispiel aus Binissalems bekannter Bodega José L. Ferrer. Spätestens nach diesem Genuss weiß man, dass nicht nur die Mandelblüte auf Mallorca reizvoll ist. Aber pssst, nicht weitersagen!
Radsport-Geschichte von Mallorca
Bereits 1955 wurde die Radsport-Welt auf die größte Balearen-Insel aufmerksam: Damals feierte der Mallorquiner Guillermo Timoner seinen ersten Weltmeistertitel als Steher. Tipp für Fans: Im Kloster Sant Salvador (Artà) sind seine sechs WM-Trikots ausgestellt! Da der mallorquinische Frühling so wunderbar mild und die Insel so gut zu erreichen ist, kamen schon in den 1950er Jahren die ersten Profiteams und Nationalmannschaften zum Trainieren.
Das optimale Klima, ein tadelloses Straßennetz und die einmalige Infrastruktur locken seit Mitte der 1980er Jahre auch immer mehr Radtouristen nach Mallorca. Täglich pendeln mehrere Flieger zwischen den großen deutschen Flughäfen und Palma. Schon in gut zwei Flugstunden ist man dort. Eine große Auswahl an Radsport-Stationen macht Mallorca zur Rennrad-Destination erster Klasse. Diese Entwicklung ist ebenfalls einem Radrennprofi zu verdanken: dem Schweizer Steher Max Hürzeler. Der Weltmeister war auf Anhieb begeistert von Mallorca und brachte bei seinem zweiten Besuch gleich ein paar Sportsfreunde mit. Aus der Clique wurden schnell ein paar hundert. Heute trainieren allein im Frühjahr etwa 3.500 bis 4.000 Radsportler beim Team Hürzeler.
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Tipps fürs Radfahren auf Mallorca
Fahren bei Regen
Da der Straßenbelag auf Mallorca vielerorts sehr glatt ist, wird er bei Regen schmierig und die Fahrt für Unvorsichtige zu einer Rutschpartie.
Sicherheit
Helm ist Pflicht! Eitelkeit beim Radeln kann einen den Kopf kosten – und dies leider im wörtlichen Sinn. Gerade beim Touren im Team führen Konzentrationsschwächen schnell zu kleineren Stürzen.
Gruppen und individuelles fahren mit dem Rad
Gut die Hälfte der Radler startet in Gruppen, die anderen touren individuell über die Insel. Wer solo unterwegs ist, findet meist eine Gruppe, der er sich anschließen kann. So lernt man neue Biker kennen und kann abwechselnd im Windschatten fahren. Achtung: Wer sonst nicht in der Gruppe fährt, sollte sich vorher unbedingt mit den Regeln vertraut machen! Möchte man vom Windschatten des Vordermanns profitieren, ist höchste Konzentration angesagt. Team-Fahren ist nur dann ein Vergnügen, wenn das Leistungsvermögen der Gruppe einigermaßen übereinstimmt.
Damit auch Singles die Routen der einzelnen Veranstalter finden und sich nicht auf den vielen Nebensträßchen verfahren, hat jeder Veranstalter seine Strecke mit andersfarbigen Pfeilen gekennzeichnet. Leider kommt es auf Grund der steigenden Veranstalterzahl mittlerweile manchmal zu Verwirrungen im Pfeil-Dschungel.
Radfahren auf Mallorca
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Verkehr
Meiden sollten Individual-Radler die C-715 zwischen Palma und Manacor, die C-713 zwischen Inca und Alcúdia und die C-717 zwischen El Arenal und Campos. Die meisten anderen Straßen haben einen ausreichend breiten Rand und sind gut zu befahren. Am besten vorher in einen Rad-Führer schauen. Wer zum Cap de Formentor oder nach Sa Calobra möchte, muss gerade in der Saison mit einem starken Touristen-Verkehr rechnen.
Pausen beim Radfahren
„Im Landesinneren, weit weg von den überfüllten Etappen ist die Landschaft viel idyllischer“, erzählt Herbert Benz vom Radsportclub Prüm in der Eifel. „Es ist wunderschön, während der mallorquinischen Siesta zwischen 14 und 16 Uhr eine kleine Pause einzulegen. Meistens fahre ich dazu in einen kleinen Ort, um mich dort auf dem Marktplatz, in eine kleine urige Taverne zu setzen. Da in diesen Orten sonst fast kein Tourismus herrscht, kann man hier noch das ursprüngliche mallorquinische Leben genießen. Als Zwischenmahlzeit empfehle ich Pa amb oli, Brot mit Olivenöl, Tomaten und Käse oder auch Schinken. Einfach köstlich!“
Fahrrad mieten oder mitbringen
Fahrräder mieten
Auf Mallorca gibt es in allen Tourismusorten Mietstationen für Fahrräder. In der Regel bieten sie ein sehr attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Aufwand, eigene Räder mitzunehmen, lohnt sich für eine Woche kaum. Wer auf Nummer sicher gehen will, fragt vor der Reise beim jeweiligen Anbieter nach, welche Mieträder zur Verfügung stehen und ob der gewünschte fahrbare Untersatz in der richtigen Rahmengröße vorhanden ist. Am besten die Reservierung mit Rahmengröße per Fax bestätigen lassen!
Anreise mit dem eigenen Rad
Wer das eigene Rad in einem Pappkarton transportieren möchte, sollte nicht mit Polsterfolie oder Schaumstoff geizen. Robuster sind gepolsterte Packtaschen (ab 100 Euro). Die günstigeren Modelle reichen nur für Bahnreisen. Eine Flugreise überstehen ihre kälteempfindlichen Hüllen nicht ohne Risse. Wichtig für Fluggäste: Sportgeräte sind nicht im normalen Gepäck inbegriffen und müssen extra gezahlt werden! Mallorca-today hat sich bei einigen Fluggesellschaften nach den Preisen erkundigt. (Nur zur Orientierung! Bitte fragen Sie selbst nochmal nach, die Tarife könnten sich inzwischen geändert haben). In der Regel betragen die Kosten zur Mittnahme eines Fahrrads um die 30€.
Mittnahme von Fahrrädern
Wichtig: Wer seine Reise individuell bucht (also Flug und Hotel einzeln), hat meist keinen automatischen Transfer zur Unterkunft auf Mallorca. Taxi- und Busfahrer weigern sich häufig, Fahrräder mitzunehmen oder verlangen horrende Summen. Daher ist es ratsam, bei der Buchung der Unterkunft zu klären, ob eine Abholung vom Flughafen möglich ist.