Mallorca Today

Leichte Wanderung Cap Ferrutx auf Mallorca

Cap Ferrutx
Schöne Wanderung in den Bergen

Das Cap Ferrutx, das "Wilde Kap" ist Teil des Parc Natural de la Península de Llevant im äußersten Nordosten Mallorcas - eine wahrhaft wilde, verlassene Gegend. Wind und Wetter haben eine karge Berglandschaft geformt.

Kalte Nordwinde fegen im Winter über die Bergrücken, und nur in den geschützten Tälern war früher Ackerbau überhaupt möglich. Die wenigen Pachtbauern der Gegend lebten überwiegend von der Schafzucht. Nur selten finden Wanderer in den Naturpark, doch die Mühe lohnt. Denn die Szenerie ist außergewöhnlich und der Ausblick auf das flache Küstenvorland mit den versteckten Badebuchten und auf die Badia d'Alcúdia mit den Halbinseln La Victòria und Cap Formentor im Hintergrund ist überwältigend. Bei klarem Wetter ist im Norden die helle Küstenlinie der Nachbarinsel Menorca gut zu erkennen.

Bei der Anfahrt zum Kap kommt man hinter dem malerisch auf einem Bergrücken gelegenen Ort Artà durch ein grünes Flusstal, das im vorderen Bereich noch landwirtschaftlich genutzt wird. Dann windet sich die schmale Straße durch eine zunehmend hügelig werdende Landschaft mit jungen Kiefernbeständen. Der ursprüngliche Hochwald dieser Bergregion wurde in den 1990er Jahren durch zwei große Brände fast völlig vernichtet. Im 2002 von der Inselregierung eingerichteten Parc Natural liegen mehrere alt-arabische Einödhöfe, zu denen ausgeschilderte Wanderwege führen. Zu besichtigen sind die Alquería Vella, ein Gehöft links der Straße mit einer gut erhaltenen noria (arabischer Schöpfbrunnen) sowie die Häuser von Can Esporta, ein früherer Militärstützpunkt rechts der Straße. Dort steht auch ein Gedenkstein, der an die "republikanischen Helden" erinnert, die diese Bergstraße im Spanischen Bürgerkrieg (als Kriegsgefangene) erbauten.

Wegbeschreibung

Wir starten die Tour an einer Parkbucht mit Eisenkette am Fuße des Puig de sa Tudossa, auf dem ein hoher Sendemast steht und laufen auf der breiten Schotterpiste etwa auf der 300-m-Höhenlinie ebenerdig weiter nach Norden. Die karge Vegetation besteht hier aus Dissgrass, nur wenigen Zwergpalmen, Mastixsträuchern, Rosmarin, Milchfleckdisteln und windgeformten Aleppokiefern. Im Spätherbst fallen die hüfthohen weißen Blütenstände der Meerzwiebel auf. Rechts unter uns liegt die unberührte Küste mit den Stränden von Cala Torta und - weit entfernt - Cala Mesquida (s. Route 10).
20 Min. später endet die Straße nach einigen Kurven plötzlich an einer Felskante. Der Blick öffnet sich nach Norden auf die Bucht von Alcúdia mit der Halbinsel Victòria (s. Route 16) und dem Cap Formentor im fernen Hintergrund. Wenn man einige Meter nach links über den Zaun steigt, kann man hinunter in einen barranc und auf die Felsküste schauen. Dort unten befinden sich mehrere Unterwasserhöhlen, in denen ehemals Robben lebten. Die Mönchsrobbe (katalan. vellmarí) bevölkerte einst die Nord- und Südküsten Mallorcas in großer Zahl, wurde aber Mitte der 1960er-Jahre von Fischern ausgerottet. Die Umweltbehörde plant seit Jahren die Wiedereinbürgerung von Robben aus Nordafrika im Nationalpark der Cabrera-Inselgruppe.

Nun beginnt der etwa 40 Min. dauernde Anstieg zum Wachturm Talaia de Morei, der sich schon vor uns gegen den Himmel abzeichnet. Rechts der Piste weist ein verblichener Pfeil an der Felswand sowie Steinmännchen auf einen zunächst schlecht erkennbaren Trampelpfad. Er verläuft nach links erst dicht unterhalb des Grats, später ein wenig bergab über einen Sattel und dann in Serpentinen auf den Turm zu. Am Fuße des mächtigen Talaia de Morei erwartet uns aus 432 m Höhe ein spektakulärer Panoramablick: Im Nordosten leuchten die weißen Klippen Menorcas, zurück schaut man auf den Puig de sa Tudossa (436 m) und den Puig Morei, den mit 562 m höchsten Gipfel der Serres de Llevant. In seinem Schatten liegt die beschauliche Feriensiedlung Colònia de Sant Pere. In südöstlicher Richtung erkennt man zwei weitere Wachtürme am Meer. Sie gehören mit dem Talaia de Morei zu einer Kette von Türmen, die im 16. und 17. Jh. entlang der Küste rund um die Insel errichtet wurden, um vor Piratenüberfällen zu warnen. Die Nachricht ging per Sichtzeichen von Turm zu Turm und soll in weniger als einer Stunde im Militärhauptquartier in Palma angekommen sein.

Zurück wandern wir denselben Weg, nicht ohne noch einen Blick auf die äußerst spärliche Garrigue-Flora geworfen zu haben. Zwischen Dissgrashorsten stehen auch hier einige Meerzwiebeln, vereinzelt der Kleinfrüchtige Affodill, und selbst die Igelpolster von Balearen-Tragant und Stacheligem Gamander - typische Vertreter der Gebirgsflora - sind in dieser unwirtlichen, regenarmen Gegend nur selten zu finden. Nach 60 Min. ist der Ausgangspunkt der Wanderung am Tudossa-Berg wieder erreicht.

Tipp

Auf der Strecke sind wir an Schildern vorbei gekommen, die auf weitere Park-Wanderrouten hinweisen. Unterhalb des Puig de sa Tudossa zeigen z. B. Pfeile bergab zum Strand S'Arenalet des Verger (1 Std. 25 min.) und weiter zum Gutshof Albarca (2 Std. 30 min.). Wer Zeit hat und bei guter Kondition ist, kann dort zum Meer absteigen.

An-/ Abfahrt:

Bus: Die Route führt in die abgelegenste Gegend der Insel und hat daher keine Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz.
Pkw: Palma-Artà auf der C-715, dann die Hauptstraße von Artà geradeaus in den Ort, die erste Straße links (an der Ecke ein Supermarkt), die 2. Straße rechts (C. Santa Margalida) hoch bis zum Ende, rechts und wieder links abbiegen, auf das Schild Ermita de Betlém achten. Auf der PMV-3333 bis km 4,8 und dort geradeaus auf einer Teerstraße weiter Richtung Norden in den Parc Natural de la Península de Llevant (Schild) fahren. Ca. 5 km sind es dann an Häusern und alten Bauernhöfen vorbei bis zu einem Eisentor. Dahinter kommt der Puig de sa Tudossa in Sicht, zu dessen Antennen-Anlage die Straße nach links hinauf führt. Am Anfang einer Schotterpiste (Parkbucht mit Eisenkette) beginnt die Wanderung.

Diese Wanderroute veröffentlichen wir mit freundlicher Genehmigung des Reisebuchverlags "Iwanowski`s". Sie ist ein Auszug aus dem Guide: "Mallorca Wanderführer" von Jochen Knüpling mit 24 Routen unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen (5., komplett überarbeitete und neu gestaltete Auflage 2005, 288 S., ISBN 3-923975-66-X).