Im November ist der goldene Herbst gerade vorüber und die wohlige Weihnachtszeit lässt noch ein paar Wochen auf sich warten. Erst mal regieren Kälte, Dunkelheit und Nebel: Grusel-Feeling total!
Spannende Schauer-Geschichten kennen nicht nur Nordlichter. Auch auf Mallorca kann es so richtig schön spuken! Angeblich sogar bei Michael Douglas.
Verfluchung
Erzherzog Ludwig Salvator von Habsburg und Lothringen Als der amerikanische Schauspieler Michael Douglas die Finca s`Estaca bei Valldemossa kaufte, wurde er gleich über den dort spukenden Erzherzog aufgeklärt. In der VIP-Finca wohnte früher Catalina Homar, eine Hofdame von Erzherzog Ludwig Salvator. Der Habsburger kam 1867 nach Mallorca und gilt heute als erster Umweltschützer der Insel. Er hinterließ an der Nordküste Bauwerke, Wege und Aussichtspunkte. „Dies ist mein letzter Wille. Der Fluch des Himmels soll den treffen, der ihn nicht erfüllt“, beginnt sein Testament vom 25. April 1900.
Ànimes (Seelen)
Nach dem Volksglauben kommen die Verstorbenen an Allerheiligen (1. November) ab zwei Uhr nachmittags zurück aus dem Fegefeuer. Sie verbringen ein paar Stunden in den Häusern ihres Erdenlebens. Wenn die Verwandten ihnen mit einem Öllicht gedenken, genießen sie den Aufenthalt. Finden sie ihr Haus dagegen zerstört oder die Familie getrennt, rächen sie sich.
Bruixes (Hexen)
Sie sollen in Schwärmen vom Festland nach Mallorca geflogen sein. Ihre Fähigkeiten: verblenden, verwünschen, beschwören, verknoten, auseinanderbinden, böse blicken, Zaubertränke zubereiten. Mallorquiner wollen die bruies nachts auf Friedhöfen beobachtet haben. Sie würden weiblichen Kadavern die Brust abschneiden und klein geschnitten zu Pulver trocknen – als Zutat für ihre Zaubertränke. Beliebte Schutzmittel: Weihwasser, Holzkreuze und am Palmsonntag gesegnete Palmzweige. Da die Hexen gern durch den Schornstein kommen, weihen die Bewohner des Tramuntana-Gebirges ihre Kamine mit aromatischen Kräutern. Ebenfalls in den Bergdörfern verbreitet: bemalte Dachziegel, die sogenannten teules de moro (Maurenziegel). Sie sollen böse Mächte fernhalten. Aus dem gleichen Grund werden auf der gesamten Insel Tür- und Fensterrahmen gekalkt. Angenehmer Nebeneffekt: Auch Mäuse und Insekten suchen das Weite.
Dimoni (Teufel)
Er ist längst nicht so böse wie der christliche Satan. Der Dimoni entstammt uralten heidnischen Religionen und wurzelt tief im Unterbewusstsein der Mallorquiner. Eigentlich hat der volkstümliche Balearen-Teufel viel mit dem karnevalesken Hanswurst gemeinsam: Auch er verkörpert das Instinktive und Unterdrückte. So erregt das hässliche, tierähnliche Wesen Furcht und Heiterkeit zugleich.
Boiets (Kobolde)
Sie sind fast unsichtbar – so winzig, dass sie durch ein Nadelöhr passen. Wie die boiets genau aussehen, ist schwer zu sagen, denn sie halten keinen Moment lang still. Doch im Groben sind sich die Mallorquiner einig: Ihre Kobolde gleichen schwarzen Rauchringen, allerdings mit Hörnern und Schwanz. Die Inselbewohner behaupten, dass freigelassene Boiets dreimal mit schrillem Stimmchen schreien: „Què farem?“ (Was sollen wir machen?). Wenn ihnen dann keine Arbeit aufgetragen werde, würden sie ihr Opfer zerreißen.
Dones d`aigo (Wasserfrauen)
Alte mallorquinische Häuser haben meist eine Zisterne, in der das Regenwasser gesammelt wird. Dort wohnen die dones d`aigo. Wer Brot in die Quelle wirft, steht in ihrer Gunst. Die bekannteste Insel-Nymphe heißt Maria Enganxa. Wenn sich jemand zu weit über den Brunnenrand beugt, packt Maria ihn mit einen Haken und zieht ihn auf Nimmerwiedersehen in die Tiefe. Die schönen Wasserfrauen können sich übrigens in ganz normale Männer verlieben. Sie dürfen sogar heiraten. Das Geheimnis der Wasserfrau muss allerdings gewahrt werden.
Die weiße Dame
Reisende, die in Mondnächten eine Gestalt auf einem Berg sehen, sollten lieber wegschauen. Wenn es nach den katalanischen Bauern geht, müssen sie sich sogar die Augen zuhalten, die Richtung ändern oder umkehren. Denn ein Zusammentreffen mit der Weißen Dame endet tödlich! Sie sieht aus wie eine riesige Frau in weißer Tunika, die ein Licht in der Hand hält. Wenn sie sich umdreht und den Reisenden mit ihren weißen Augen anstarrt, steht er bereits mit einem Fuß im Jenseits.
Bubotes (Gespenster)
Eine bubota ist nichts anderes als ein harmloses Leintuch-Gespenst. Es zeigt sich am liebsten auf Friedhöfen oder in alten Schlössern und begnügt sich damit, Leute zu erschrecken. Wahrscheinlich ist es in den seltensten Fällen echt.
Fotos (von oben):
- Ritterrüstung
- Büste des Erzherzogs Ludwig Salvator von Habsburg und Lothringen in Valldemossa
- Friedhof in Deià
- Landschaft an der Nordküste