Mallorca Today

Kosmetik mit der Wunderfrucht Johannisbrot

Johannisbrotbaum Mallorca
Wunderfrucht Johannisbrot / Foto: Martina Zender

Jede Wette! Sie haben heute schon etwas gegessen oder benutzt, das Johannisbrot beinhaltet! Eine Wunderfrucht, aber kaum bekannt! Ihre Verwendungsmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Alles über diese Allzweckwaffe, die auch auf Mallorca geerntet wird.

Man nutzt die in Büscheln am Baum wachsenden Johannisbrot-Schoten (mal das Fruchtfleisch, mal das aus den Schoten bzw. den Kernen gewonnene Mehl) in der Gummi-, Textil- oder Papierindustrie, als Stabilisator bei Backwaren, Limonaden, Suppen, Saucen, Pudding oder Speiseeis sowie als Konservierungsstoff bei Marmeladen, der Sirup dient zum Einmachen von Früchten. Sogar als Aromastoff in Tabaken sowie Branntweinen und Likör, aber auch als Kakao- und Kaffeeersatz (Karrhubenkaffee) ist Johannisbrot zu gebrauchen. Die leckeren Schoten gelten natürlich auch als gutes Tierfutter, zudem wird Johannisbrot für Kosmetika und in der Medizin eingesetzt.

Immergrünes Mallorca Wahrzeichen

Kaum zu glauben, aber wahr: Johannisbrotbäume wachsen meist einfach wild, nur selten werden sie gezielt in Plantagen angepflanzt. Und: Man findet die länglichen dunkelbraunen Früchte auf keinem Markt, in keinem Laden. Dabei entfällt auf Spanien weltweit gesehen sogar ca. 45% der Gesamtproduktion. Der fast immergrüne Johannisbrotbaum (spanisch: algarroba, mallorquin: garrover), auch Affenbrotbaum oder Bockshörndl genannt, prägt Mallorca in großen Landstrichen. Schon in der Antike bekannt und als Nutzpflanze angebaut, findet man die bis zu 20 m hohen Bäume mit ihrem charakteristischen und Schatten spendenden, bis zu 15 m breiten Kuppeldach heute vor allem im Mittelmeerraum. Die Pflanze ist robust und resistent gegen Hitze und Trockenheit. Daher ist das Holz auch begehrt für Zäune, Türen oder Parkett. Selbst der Einsatz von Pestiziden ist überflüssig, der Baum übersteht alles und lebt mit Bakterien in Symbiose, die Stickstoff aus der Luft binden, was den Dünger ersetzt somit wächst er ohne Probleme. Diese Natürlichkeit macht ihn heute auch so begehrt für Bioprodukte.

Süßer Duft während der Erntezeit

Den Namen führt man auf Johannes den Täufer zurück, der sich während seines Wüstenaufenthaltes von den Schoten ernährt haben soll. Weltweit bis heute Beachtung finden die Samen bzw. das Gewicht derselben. Denn als geheimnisvolle Eigenheit der Natur haben alle Kerne stets das gleiche Gewicht und wurden als Maßeinheit für Edelmetalle genutzt: Karat ist abgeleitet vom lateinischen Namen Ceratonia siliqua. Ende September bis Mitte Oktober wird geerntet. Dann schlägt man ähnlich wie bei der Olivenernte die Schoten vom Baum ab. Ein süßer Duft liegt in der Luft. Kein Wunder, denn Johannisbrot enthält viel Zucker (je nach Reifegrad 30-50%), aber manchmal riecht es auch leicht ranzig, was von der Isobuttersäure kommt, einem weiteren Inhaltsstoff. Carob, das Fruchtfleisch, ist anfangs weich und aromatisch-süß und kann in dieser Form auch geknabbert werden. Später werden die Schoten hart und sind dann lange haltbar. Vor allem die Mittelteile der Schoten werden grob zerkleinert, schonend geröstet und zu Johannisbrotmehl (auch Carobpulver genannt) vermahlen.

Gesundes Multitalent Johannisbrot

Das ballaststoffreiche Carobpulver enthält kaum Fett, dafür aber viele gesunde Mineralstoffe wie Calcium und Eisen sowie Vitamin A, B und viele sekundäre Pflanzenstoffe. Geschmacklich dem Kakaopulver ähnlich, enthält es aber weder Koffein noch Theobromin, weder Cholesterin noch Gluten und ist so ein gesunder Ersatz beim Backen oder Kochen und für Schokoladen-Allergiker perfekt geeignet. Speziell in Bio-Märkten gibt es viele Carob-Produkte wie beispielsweise auch ein Nougatcreme-ähnlicher Brotaufstrich sicher eine gute Alternative speziell für Kinder!
Als natürliches Binde-, Stabilisierungs- und Verdickungsmittel kommt das aus den Kernen gewonnene Johannisbrotkernmehl zum Einsatz auch Carubin oder Carubenmehl genannt. Es kann zwischen dem 80- und dem 100-fachen seines Eigengewichts an Wasser binden und ist fünfmal so quellfähig wie Stärke, kann somit z.B. Emulsionen stabilisieren. Als Lebensmittelzusatzstoff ist es uneingeschränkt unter der Bezeichnung E 410 zugelassen, so u.a. auch als Backhilfsmittel in glutenfreiem Brot.

Naturmedizin gegen fast alle Beschwerden

Und hier ein Auszug der Wirkungsweisen von Mehl, Kernmehl oder isoliert aus den Kernen gewonnen Stoffen, die beispielsweise im Rahmen einer Johannisbrot-Kur zum Einsatz kommen: Magen- und Darmtätigkeit werden angeregt dies reguliert die Verdauung. Einsetzbar auch bei Durchfall und Erbrechen. Blutfettwerte, Blutzucker- und Cholesterinspiegel können gesenkt werden dies fördert u.a. die Fettverbrennung und hilft bei Diabetes und Fettsucht. Sogar bei Asthma soll Johannisbrot helfen und man höre und staune die Libido anregen sowie die Spermienproduktion ankurbeln... Schließlich dienen die vorhandenen antioxidativen Substanzen als Schutz vor Zellschädigung durch freie Radikale, könnten somit auch Tumorbildungen hemmen. Und die Schutzfunktion der Antioxidantien ist natürlich auch perfekt für kosmetische Produkte geeignet, die parallel dazu auch die Binde-Eigenschaften nutzen. So wie die mallorquinische Firma „Think“ in Pollensa (www.thinkcosmetic.com), die Naturkosmetik herstellt und eine Linie ganz auf Basis des Johannisbrotes entwickelt hat. So sorgt deren Gesichtscreme u.a. dank des erhöhten Wasserbindungsvermögens für glattere und straffere Haut. Ein wahrer Alleskönner, dieses Johannisbrot!

Gehen Sie also demnächst mit offenen Augen durch Mallorca auf der Suche nach dem Wunderbaum. Apropos: Die Schoten sind auch dekorativ, z.B. gemeinsam in einem Arrangement mit wilden rosa Pfefferzweigen und Nüssen als herbstliche Tischdekoration.