Mallorca Today

Mietwagen-Route - Mallorcas Westküste mit dem Auto

Aussicht aus Son Marroig

Er kam, sah - und liebte. Mit einem Fluch schützte der österreichische Aristokrat Ludwig Salvator sein paradiesisches Tramuntana-Reich noch über seinen Tod hinaus. Erfahren Sie das ursprüngliche Mallorca aus der Perspektive eines ungewöhnlichen Menschen.

Mallorcas wilde Westküste: eine märchenhafte Landschaft mit schroffen Steilküsten, uralten Olivenbäumen, kristallklarem Meer und dem Duft von frischem Lavendel und Thymian. Hier regierte vor rund 140 Jahren einer der außergewöhnlichsten Gäste der Insel: Erzherzog Ludwig Salvator, oder einfach nur Arxiduc, wie ihn die Mallorquiner nannten (Link-Tipp: www.ludwig-salvator.com). Ursprünglich war für den jungen Erzherzog am Wiener Hof eine militärische Laufbahn vorgesehen, doch der pazifistische Ludwig fühlte sich Forschung und Wissenschaft mehr verbunden. So kam dem Asthmakranken eine ärztliche Empfehlung zum Klimawechsel sehr gelegen. Er tat etwas, das es zu seiner Zeit eigentlich noch gar nicht gab: Er stieg aus. Nach einer ersten ausgedehnten Forschungsreise nach Mallorca im Jahre 1867 verlegte er ab 1869 seinen Hauptwohnsitz auf die größte Balearen-Insel.

Florentinische Finca

Beginnen wollen wir unsere Reise im Herzen der ehemaligen Besitztümer des Erzherzogs: Son Marroig. Zwischen Deià und Valldemossa gelegen (Küstenstraße C-710), diente das mächtige Gebäude ursprünglich als Wehrfinca. Da jedoch bereits zu Ludwigs Zeiten die maurischen Piratenflotten ihren Schrecken verloren hatten, gestaltete der Adlige das Anwesen nach dem Vorbild seines Geburtshauses, dem florentinischen Palazzo Pitti um. Im Inneren des Gebäudes können Sie sich ein erstes Bild von den vielen Interessen Ludwigs machen: Wissenschaftler, Schriftsteller, Seemann, Maler, Philosoph - und damit ist das Spektrum seines Schaffens noch längst nicht abgedeckt.

Seinen ganzen Zauber entfaltet das Landgut Son Marroig an seiner Meerseite. Auf einem Felsvorsprung hoch über dem Wasser errichtete Ludwig den vielleicht schönsten Aussichtspunkt der ganzen Insel: ein im Sonnenlicht schimmerndes Tempelchen im ionischen Stil aus blütenweißem Carrara-Marmor. Von hier blickt man auch auf die der schroffen Steilküste vorgelagerte Felsnadel Na Foradada (Die Durchlöcherte). Die bizarre Felsformation war nicht nur Wahrzeichen seiner Besitztümer, sondern diente auch als Ankerplatz für Besucher. Besonders groß war seine Freude, wenn die Yacht Miramar anlegte, denn mit dieser reiste Kaiserin Elisabeth - besser bekannt als Sissy- höchstpersönlich.

Die Märchenkaiserin war wohl die einzige am Wiener Hof, die Verständnis und sogar so etwas wie Bewunderung für den unangepassten Lebensstil Ludwigs entwickelte. In seiner Heimat kursierten ansonsten die wildesten Gerüchte um Don Balearo. Son Marroig war für Ludwig schlicht das am schönsten gelegene Haus Mallorcas und Na Foradada, so versicherte er jedem, sei allein schon mehr wert als sein kompletter Landbesitz - er besaß rund ein Dutzend Domizile auf der Insel. Was dem Arxiduc so alles durch den Kopf gegangen ist und welchen Gedanken er nachhing, wenn er von Na Foradada aus auf Meer und Wellen blickte, hat er übrigens in einem kleinen Gedichtband mit dem Namen Sommerträumereien am Meeresufer (1912) niedergeschrieben.

Mallorquinisches Utopia

Wir folgen nun Mallorcas legendärer Küstenstraße C-710 in Richtung Valldemossa. Kurz bevor wir das malerische Tramuntana-Städtchen ereichen, in Höhe des Restaurants Can Costa bei Kilometerstein 70, führt auf der rechten Seite eine scharfe Auffahrt zur Eremita de Trinidad. In der urigen Einsiedelei, die in einem schattigen Steineichenwäldchen liegt, ist der Tagesablauf mehr oder weniger der gleiche wie schon zu Zeiten Ludwig Salvators geblieben: Wie eh und je bewohnen und bewirtschaften bärtige, in Kutten gehüllte Eremiten die jahrhundertealten Gemäuer. Eine himmlische Aussicht bietet die Terrasse des Anwesens, die sich hinter der Kapelle zur Meerseite befindet. Bei besonders klarer Witterung kann man bis Barcelona schauen, und bereits der Erzherzog ließ mit Freuden seinen Blick in diese Version doppelter Bläue an Himmel und Meer und grenzenlosem Horizonte schweifen.

Da er die Abgeschiedenheit und Ruhe der Eremita so schätzte, kaufte Ludwig die Einsiedelei mitsamt dem umliegenden Areal im Jahre 1883. Damit legte er den Grundstein für Mallorcas ältestes Naturschutzgebiet, den Naturpark San Moragues. Heute würde man den Österreicher als Grünen oder Öko bezeichnen. Auf seinen zahlreichen Ländereien durfte kein Baum gefällt und kein Haus gebaut werden. Ebenso durften alle Tiere, die nicht zu Nahrungszwecken gehalten wurden, hier bis zu ihrem natürlichen Tode ein ungestörtes Leben genießen. Besonders müssen den Arxiduc jedoch die oft jahrhundertealten Olivenbäume fasziniert haben. Zahlreiche Anekdoten berichten davon, dass man nur das Gerücht in die Welt setzen musste, man wolle seine Olivenbäume fällen und schon soll der Erzherzog vor der Tür gestanden haben, um das Land zu kaufen. So wurde Ludwig zum Architekten seiner eigenen kleinen Utopie, die an den Ausläufern der Tramuntana Hektar um Hektar wuchs. Es ist daher kaum verwunderlich, dass dieser ungewöhnliche Adelige seinem Freund Jules Verne sogar zur Vorlage der Heldenfigur in seinem Roman Mathias Sandorf diente.

Kulinarischer Dichter

Unser nächstes Ziel ist das Landgut Son Moragues (Ortsausgang Valldemossa). Schon von weitem eröffnet sich der Blick auf das mächtige Gebäude mit seiner verglasten Veranda. Damals wie heute wurde das große Anwesen vor allem landwirtschaftlich genutzt, Ludwig wollte hier ein Museo Balear einrichten, gab diesen Plan jedoch auf. Dafür fungiert die Finca seit 1870 zusätzlich als Restaurant, in der hungrige Gäste mit rustikalen Inselspezialitäten aus der großen, historischen Küche versorgt werden (Predio Son Moragues, Tel: 0034/971-61 61 11, geöffnet von Mai bis Oktober). In uriger Atmosphäre können Sie hier tafeln wie Ludwig höchstpersönlich, der die mediterrane Küche Mallorcas überaus schätzte. Böse Zungen behaupten gar, seine Vorliebe für das berühmte Porcella, ein Spanferkel direkt aus dem Holzofen, habe ihm in Wien den wenig schmeichelhaften Spitznamen "der dicke Luigi" eingebracht.Nach dem Essen lädt der parkähnliche Garten des Anwesens zu einem Spaziergang ein. Hier befindet sich eine etwas sonderbar anmutende Marmorstatue, die an eine der wichtigsten Persönlichkeiten im Leben des Erzherzogs erinnern soll: Catalina Homar. Schöner als die Marmorstatue ist sicherlich das ganz persönliche Denkmal, das Ludwig der bereits mit 47 Jahren Verstorbenen widmete: ein romantisches Gedichtbüchlein, verfasst auf Mallorquí. Der peinlich berührte Wiener Hofstaat ließ die gesamte Auflage übrigens sofort aufkaufen. Die Tischlerstochter aus Valldemossa war zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die einzige intensivere Inselbekanntschaft Ludwigs. Allerdings erhielt nur Catalina das Privileg, persönlich am Wiener Hof vorgestellt zu werden, was seinerzeit für einen tüchtigen Skandal sorgte. Er lehrte sie lesen und schreiben sowie mehrere Fremdsprachen. Völlig untypisch für die damalige Zeit ernannte Ludwig die junge Frau mit ihrer "natürlichen Intelligenz und Gewecktheit" (Zitat Ludwig) zur Hauptverwalterin seines Weinguts S`Estaca. Dieses im Stil eines maurischen Schlösschens gehaltene Anwesen ist leider nicht öffentlich zugänglich. Der heutige Besitzer ist schließlich niemand geringerer als Hollywoodstar Michael Douglas.

Paradiesischer Garten

Unsere Reise zurück ins ursprüngliche Mallorca des Erzherzogs führt uns weiter in Richtung Esporles. Kurz vor dem Ort erreichen wir das Landgut La Granja. Hier wird Mallorcas Vergangenheit liebevoll konserviert. Auf dem 3000 Quadratmeter großen Landgut könnten die Gutsherren von einst jederzeit wieder einziehen. Alles sieht noch fast genauso aus wie zu ihren Lebzeiten: der 20.000 Quadratmeter große romantische Garten mit seinen Wasserfällen und moosbedeckten Statuen, das Herrenhaus mit seinen vornehmen Möbeln im Louis XV-Stil und die zahlreichen rustikalen Werkstätten.In den warmen Monaten hat La Granja Hochkonjunktur.

Bereits im Mai und Juni können Besucher live erleben, wie die Schafe geschoren werden. Oder wie auf dem ratternden horizontalen Webstuhl der berühmte mallorquinische Ikat-Stoff mit seinem Zungenmuster (llengos) entsteht. Zweimal pro Woche wird nach alter Tradition getöpfert, gedrechselt, geschustert, gesponnen, geklöppelt, geschmiedet, gefärbt, gebacken und gekocht. Außerdem veranstaltet das Gut für die Touristen kleine Volksfeste - mit Folkloretanz, Pferdedressur, Eselrennen und Spielen.

So idyllisch es im Garten und in den Zimmern von La Granja zugeht, so gruselig ist es im Keller: Gefängnis und Folterkammer erinnern an die düsteren Zeiten der Inquisition - Gänsehaut garantiert! Für den Schreck werden die Besucher oben jedoch reichlich entschädigt: Vor dem Ausgang gibt's frische Krapfen (bunyols) mit selbstgemachten Konfitüren, Käse, Wurst, Feigenbrot und Wein - alles Gratis-Kostproben hausgemachter Produkte (im Eintrittspreis enthalten).

Turm mit Seele

Wir fahren wieder auf die traumhafte Westküstenstraße C-710 in Richtung Banyalbufar. Etwa einen Kilometer hinter dem Ort, der aufgrund seiner prächtigen Terrassengärten auch den Beinamen Dorf des Überflusses geerntet hat, lassen wir unsere Reise am Mirador de Ses Animes ausklingen. Seinen Namen (Animes = Seelen) verdankt der hoch über dem Meer thronende Aussichtsturm der Legende, dass sich hierhin die Seelen des Fegefeuers flüchteten. Nun, bei dem atemberaubenden Panorama könnte man es ihnen kaum verdenken. Selbst mit einfachen Pocketkameras erhält man postkartenreife Bilder. Gebaut wurden die so genannten Talaies (Türme) allerdings ursprünglich, um auf Seeräuberattacken rechtzeitig vorbereitet zu sein. Ab dem frühen 17. Jahrhundert umspannte ein Netzwerk von 85 talaies die Insel. Näherten sich Piratenschiffe der Küste, wurde per Rauch- oder Feuerzeichen, von den Turmwachen Alarm ausgelöst. Der Mirador de Ses Animes ist wahrscheinlich der älteste dieser Wachtürme und war für die durch Überfälle besonders gebeutelte Westküste von enormer Bedeutung. Ludwig ersteigerte ihn im Jahre 1875 für ganze 78 Peseten und ließ das baufällige Gemäuer zum Aussichtsturm renovieren.

Doch wer weiß, vielleicht wacht der Turm seiner ursprünglichen Bestimmung entsprechend nach wie vor über Ludwigs Tramuntana-Reich. Der Legende nach soll dieses durch einen Fluch geschützt sein und eine Gruppe von Wanderern will in einer stürmischen Nacht bereits dem Geist des Erzherzogs begegnet sein.

Hier noch mal die Route im Überblick:

Unbedingt mitnehmen:

Straßenkarte Mallorca; Fotoapparat (traumhafte Panorama-Blicke!); festes Schuhwerk (für evtl. Spaziergänge); kleine Reisetasche (falls Übernachtungen eingeplant).

Wir empfehlen auch die Routenbeschreibung auszudrucken und mitzunehmen. Die Routen kann hier ganz bequem als pdf runtergeladen werden.