Mallorca Today

Route über die Küstenstraße C710 auf Mallorca

Autoroute mit auf der C710 auf Mallorca mit Blick auf die arabischen Terrassen

Auf einer Strecke, die nur siebzig Kilometer Luftlinie misst, lässt sich kein abenteuerliches Road Movie drehen? Von wegen! Mallorcas Küstenstraße C710 kann es locker mit den Highways und endlosen Weiten der USA aufnehmen. Mächtige Felsen bezwingen, tiefe Schluchten überwinden und auf schmalen Serpentinen Achterbahn fahren. Zwischendurch inne halten und stundenlang aufs Meer blicken. Das ist moderner Western, das ist Freiheit pur! Versüßt mit einer leichten Brise Romantik in Form von Rosmarin, Lavendel und einer kleinen Liebesgeschichte.

Lesen Sie unseren Drehbuch-Entwurf: Der Hauptdarsteller, nennen wir ihn Daniel Sander, landet gegen Abend in Palma, holt am Flughafen seinen bestellten Mietwagen ab und düst nach Port d`Andratx. Er ist Mitte dreißig, Projektmanager in Düsseldorf und leidet an einem Burn Out-Syndrom. Freunde haben ihn auf ihre Yacht-Party eingeladen. Mal wieder feten, relaxen und über die Zukunft nachdenken. Auf der Party trifft er den gleichaltrigen Münchner Anwalt Paul.... ähm.... ja, sagen wir Reuter. Seine langjährige Freundin, eine total versnobte Zicke, hat ihn zwei Tage zuvor verlassen. Wegen der Kohle, meint er. Zwar läuft seine Kanzlei super, doch ihr neuer Macker erbt ein Millionenunternehmen. Erst mal nix wie weg, hat er sich gedacht und ist gleich ins Flugzeug gestiegen.

Nach Gin Tonic, Caipirinha, Desperados und Pina Colada beschließen Daniel und Paul, gemeinsam die berühmte Küstenstraße von Andratx bis Pollenca zu bereisen. Am nächsten Morgen packen sie ihre Koffer in Daniels Mietwagen und fahren dorthin, wo die C710 entspringt. Kurze Zeit später winden sie sich durch Kurven, wie sie enger nicht sein könnten, suchen vergeblich nach einer Spur für den Gegenverkehr und finden stattdessen nur steile, ungesicherte Abhänge - gezähmt von bilderbuchblauem Himmel und Sonnenstrahlen, die friedlich auf dem Meer tanzen. Vor uneinsehbaren Kehren hupen die beiden mehrmals, geben dann Gas und schwitzen Blut und Wasser, bis die Fahrbahn wieder halbwegs gerade ist. Ein paarmal rangieren sie im ersten Gang an entgegenkommenden Fahrzeugen vorbei - Millimeterarbeit. Manchmal muss das Duo erst anhalten und den Seitenspiegel einklappen. Als Daniel und Paul durch das Natursteindörfchen Estellencs fahren, haben sie das Gefühl, sich schon ewig zu kennen.

Ein paar kurvige Kilometer nach Ortsausgang erreichen sie den Mirador de Ses Animes - der alte Aussichtsturm thront auf einem mächtigen Felsen hoch über dem Wasser. In seinen Mauern schlummern spannende Geschichten von mittelalterlichen Piratenangriffen. Genau der richtige Ort für eine Siesta. Auf einem Strandtuch breiten Daniel und Paul ihren Proviant aus - frische Ensaimadas, jede Menge Obst, Bauernbrot und Olivenöl. Sie schlemmen, dösen und diskutieren über den Sinn des Lebens. Es vergehen Stunden, ohne dass sie es merken. Dann senkt sich die Sonne und die beiden erleben ein traumhaftes Himmelsschauspiel in den schönsten Rottönen: den Sonnenuntergang über den hängenden Gärten des nächsten Ortes Banyalbufar. Bevor es ganz dunkel wird, packen sie ihre Sachen und beschließen, in Banyalbufar zu übernachten. Dort entdecken sie das charmante Hostal Rural Ca'n Busquets.

Glück gehabt, eines der sechs Zimmer ist noch frei! Bei einem guten Rotwein schließen Daniel und Paul ewige Männerfreundschaft. Am nächsten Tag meistert das Dream Team wieder unzählige Kurven, kämpft sich heldenhaft durch eine bewaldete Abzweigung der C710 bis zu den roten Felsen der winzigen Fischerbucht Port des Canonge vor, folgt in Valldemossa den Spuren von Chopin und Georges Sand, genießt das Panorama der Aussichtspunkte Mirador de Na Forada und Son Marroig. Als es dämmert, nähert sich der Mietwagen dem Künstlerdorf Deià. Suche nach einer netten Unterkunft, Bekanntschaft mit der Anfang zwanzigjährigen Brit aus Hamburg. Sie steigt ins Auto und lotst die Freunde zum fincaähnlichen "Hostal Miramar" hoch über Deià (Can Oliver s/n, Tel.+Fax: 971-639084). Auf der Terrasse sitzen die drei bis in die Nacht zusammen. Lebenskünstlerin Brit erzählt, wie sie vor knapp einem Jahr ausgestiegen ist und seitdem in Deià malt und kellnert. Daniel und Paul verlieben sich beide spontan in das hübsche blonde Hippie-Mädchen. Sie laden Brit ein, mit ihnen weiterzureisen. Ein bisschen Abwechslung tut gut, findet die quirlige Hanseatin. Nach dem Frühstück geht's durch die Horta, die fruchtbaren Gärten Spaniens, nach Sóller.

Bei der Hitze haben alle Lust zum Schwimmen. So beschließt das Trio, einen Strandtag in Port de Sóller einzulegen. Eigentlich wollten Daniel und Paul an diesem Tag die berühmt-berüchtigte Sa Calobra-Route bezwingen - zwölf Kilometer felsige Serpentinenschleifen, die von der C710 in eine Märchen-Bucht münden. Brit hat eine bessere Idee: Weil tagsüber eine Kolonne von Mietwagen und Touristenbussen dorthin unterwegs ist, will sie in einer ehemaligen Mönchszelle des Klosters Lluc (Hostatgeria, Tel.: 971-517025/6, Fax: 971-517096) nächtigen und von dort aus ganz früh morgens losfahren. So machen es die Einheimischen. Dann hat man die Bucht ein paar Stunden fast ganz für sich allein. Sa Calobra, "die Natter", wird für die drei Deutschen ein unvergesslicher Trip - sie fühlen sich wie einsame Cowboys in der Steppe! Zurück auf der C710, sieht man den Wagen durch das Tramuntana-Gebirge in Richtung Pollença tuckern. Daniel und Paul flirten mit Brit um die Wette, der Beginn einer knisternden Dreiecksbeziehung. Das Leben kann so schön sein, am liebsten würden sie gar nicht ankommen! Im historischen Dörfchen Pollenca kraxeln sie auf den Kalvarienberg, verstecken sich in den engen, verwinkelten Gassen und verbringen Stunden in einer Bar auf dem belebten Marktplatz. Zum Schluss sieht man nur noch, wie Daniel und Paul Arm in Arm - Brit in ihrer Mitte - nachts ins Hotel "Juma" verschwinden (Placa Major, 9, Tel.: 971-535002, Fax: 971-534155). Wer Brit bekommt, bleibt offen. Dann wird's nicht so ein plattes Happy End - oder, was meinen Sie?

Autofahren auf der C 710 - Verkehr & Verkehrsregeln

Sie planen einen Ausflug an die Westküste? Die wildromantische Küstenstraße C 710 zwischen Andratx und Pollenca entlang fahren, traumhafte Panorama-Blicke genießen und versteckte Buchten entdecken? Dann sollten Sie vorher unsere zehn Tipps lesen.

  1. Ein großer Teil der Strecke ist einspurig, aber keine Einbahnstraße! Denken Sie also immer daran, dass jederzeit Gegenverkehr lauern könnte. Bitte richten Sie Ihr Fahrtempo darauf ein. Wenn Sie vorausschauend fahren, erkennen Sie entgegenkommende Fahrzeuge sehr früh und finden womöglich rechts von Ihrer Spur eine Einbuchtung zum kurzen Halten. So ersparen Sie sich nervige Rückwärtsfahrten.
  2. Wenn Sie doch mal an einem entgegenkommenden Fahrzeug um Zentimeterbreite vorbeimanövrieren müssen, klappen Sie den Seitenspiegel vorher ein.
  3. Vor uneinsehbaren engen Kurven am besten hupen, damit der Gegenverkehr auf Sie aufmerksam wird.
  4. Fahren Sie so langsam, dass Sie nicht plötzlich heftig bremsen müssen - Geröll auf der Straße und ein ungesicherter Abhang könnten Ihnen sonst zum Verhängnis werden. Brocken Sie sich bloß nichts ein! So romantisch und friedlich Mallorcas kleine Gebirgssträßchen auch aussehen: Die dreieckigen Steinschlag-Warnschilder sollten Sie unbedingt erst nehmen. Oft liegen gefährliche Geröllmassen auf der Straße. Die können einen ins Schleudern bringen oder den Unterboden des Fahrzeugs beschädigen. Also Augen auf und langsam fahren, dann haben Sie genügend Zeit zum Ausweichen!
  5. Sorgen Sie für einen gut gefüllten Tank! In der ursprünglichen Tramuntana-Region sind Tankstellen rar, doch das Fahren ist aufgrund der vielen Steigungen und extremen Kurven sehr spritintensiv.
  6. Wenn Sie ein eher nervöser Typ sind oder wenig Fahrpraxis haben, sollten Sie sich auf dieses Abenteuer nicht einlassen! Lassen Sie einen sicheren Fahrer mit einer Engelsgeduld ans Steuer. Wenn sich niemand anbietet, buchen Sie lieber eine Busexkursion.
  7. Sie möchten ein Päuschen in pittoresken Bergdörfern wie Estellencs oder Banyalbufar einlegen? Dann parken Sie Ihren Wagen nach Möglichkeit schon ein paar Meter vor dem Ortseingang. In den Orten ist meist alles zugeparkt, so dass Sie vom rückwärtigen Verkehr einfach durchgespült werden.
  8. Überlegen Sie sich gut, ob Sie eine der vielen Abzweigungen zu irgendeiner Bucht nehmen wollen. Diese Exkurse erscheinen nur auf der Straßenkarte wie ein kurzer Abstecher. In Wirklichkeit sind sie sehr zeitintensiv, da - man glaubt es kaum - noch enger und noch kurviger als die Hauptstraße.
  9. Vorsicht bei Regenwetter! Wenn möglich, verschieben Sie Ihren Westküsten-Ausflug auf einen sonnigen Tag. Falls Sie schon unterwegs sind, achten Sie auf riesige Pfützen, Geröll oder Äste.
  10. Für eventuelle Unfall- oder Notsituationen stecken Sie Ihr Handy (falls vorhanden) sowie die Telefonnummern der Mietwagenfirma und des R.A.C.E. (Real Automovil Club de Espana) ein (Hotline-Mitarbeiter sprechen Deutsch).

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